
The Modern Family: Umfrage 2023
Die Umfrage zu modernen Familien repräsentiert die Realität des Alltags von Anwältinnen und Anwälten
Eine Umfrage mit den Projektjurist*innen von Pinsent Masons Vario UK hat ergeben, dass 96 Prozent der Meinung sind, dass eine traditionelle Arbeitswoche für die meisten Anwält*innen ungeeignet ist. Die Befragten gaben an, dass sie mehr Flexibilität benötigen, um Kinderbetreuung, Gesundheit, Ausfallzeiten und Hobbys zu berücksichtigen und gleichzeitig die Arbeitszeiten der Mandantschaft zu bedienen.
Die Befragten äußerten sich konkret zur Untauglichkeit einer traditionellen Arbeitswoche für moderne Anwält*innen:
"Produktivität ist nicht an feste oder Vollzeitarbeitszeiten gebunden, und mit mangelnder Flexibilität nimmt man einen großen Teil der hocherfahrenen und talentierten Anwält*innen aus dem Markt."
"In verschiedenen Lebensphasen, insbesondere als berufstätiger Elternteil oder als Pflegeperson für Angehörige, benötigt man mehr Planungsfreiraum, als die traditionelle Arbeitswoche bietet. Man kann auch außerhalb dieser Stundenzahl und -struktur gute Arbeit und einen wichtigen Beitrag leisten.“
Die Umfrage hat auch aufgedeckt, wie die Pandemie die Wahrnehmung berufstätiger Eltern und Betreuer*innen verändert hat. 82 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die Pandemie positiv darauf ausgewirkt hat, wie Menschen mit familiären Verpflichtungen auf dem Rechtsmarkt von Kolleg*innen wahrgenommen werden.
Ein Vario kommentierte:
"Selbst meine traditionelleren Mandanten haben erkannt, dass die Arbeit von zu Hause aus, meine Produktivität nicht beeinträchtigt."
Ein anderer sagte:
"Durch den Zwang zur flexibleren Arbeit aus dem Homeoffice und zu neuen Zeitarrangements, wurde das Familienleben viel sichtbarer. Kinder tauchten in Videocalls auf und waren in Meetings zu hören. Zuvor waren Privatleben und Familie im Büro nicht sichtbar und wurden entsprechend nicht beachtet oder miteinbezogen.“
Auch Unterschiede zwischen den Generationen wurden aufgezeigt:
"Die Arbeit vom Homeoffice aus hat Senior Kolleg*innen mit den Lebensrealitäten ihrer Junior Kolleg*innen konfrontiert. Früher konnten sie überzeugender argumentieren, dass überzogenen Arbeitszeiten und Anwesenheitspflicht einfach zum Job dazu gehören. Die Pandemie hat das Machtgleichgewicht in Partnerschaftspraxen verändert - ein wenig, vorläufig.“
Das Streben nach größerer Flexibilität und Autonomie im Arbeitsalltag hat die Entscheidung von Varios für die Selbstständigkeit beeinflusst. 84 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Privatleben ein wichtiger Faktor für ihre Entscheidung war, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen.
Pflegeverantwortung (sowohl für Kinder als auch für pflegebedürftige Eltern) und der Wunsch, mehr Zeit mit kleinen Kindern zu verbringen, spielten eine wichtige Rolle. Ebenso wichtig waren die Wünsche nach mehr Möglichkeiten zum remote Arbeiten, mehr Zeit für physische und mentale Gesundheit, mehr Kapazitäten, um berufstätige Ehepartner*innen zu unterstützen und einfach mehr Zeit für persönliche Hobbys und Interessen.
Als Beispiel erzählte einer der Befragten:
"Die Arbeit auf dem Rechtsmarkt ist anspruchsvoll und einer der am stärksten regulierten Tätigkeiten. Der Beruf muss Praktizierenden gesetzliche Auszeiten im Laufe ihrer Karriere und feste Rückkehrtermine bieten, damit sich Anwält*innen erholen können und sich mit neuer Energie wieder ihren Mandanten zuwenden können. Das ist der Grund, warum ich freiberuflich arbeite. Ich habe es selbst in der Hand, wie ich mich von anspruchsvollen Projekten mit kurzen Bearbeitungszeiten erhole.“
Obwohl die Mehrheit der Befragten der Meinung ist, dass die Pandemie die Wahrnehmung von berufstätigen Eltern und Betreuer*innen positiv gewandelt hat, geht aus der Umfrage klar hervor, dass noch mehr getan werden muss.
88 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Unterstützung für berufstätige Eltern, und 95 Prozent sehen auch bei anderen Betreuungs- und Pflegeverpflichtungen mehr Unterstützungsbedarf.
Die Mehrheit der Befragten war auch der Meinung, dass in ihrer Profession mehr Raum und Verständnis für andere familiäre Situationen geschaffen werden muss, wie beispielswese für Kolleg*innen die sich bei der Familienplanung mit Fehlgeburt, Unfruchtbarkeit, IVF-Behandlung oder postnatalen Depressionen konfrontiert sehen oder beispielsweise bei Familien, die die Erziehung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen mit ihrem Arbeitsalltag vereinen müssen.
Die Frage zur Kinderlosigkeit (unabhängig von den Gründen) wurde von einigen Befragten als wichtiges Thema hervorgehoben, der in der Regel nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird. 83 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass kinderlose Anwält*innen nicht angemessen behandelt werden.
So sagte beispielsweise eine*r der Befragten:
"Ich war einer dieser kinderlosen Personen und wurde deshalb ausgewählt, um Corporate Teams bei Geschäften zu unterstützen, weil man annahm, dass ich die ganze Nacht und an den Wochenenden arbeiten könnte, weil ich keine Kinder habe."
Matthew Kay, Partner und Managing Director von Pinsent Masons Vario, kommentierte die Umfrageergebnisse wie folgt:
"Aus den Ergebnissen unserer Umfrage geht klar hervor, dass es heutzutage keine 'typische' Familienstruktur mehr gibt, genauso wenig wie es eine Einheitslösung für angemessene Unterstützung gibt.“
"Das Wichtigste ist jetzt, diese Diskussion fortzusetzen, um nicht nur das Bewusstsein für die unzähligen verschiedenen Probleme zu schärfen, die sich auf das tägliche Leben eines Anwalts auswirken können, sondern auch sicherzustellen, dass die am besten geeigneten Lösungen angeboten werden. Das kann alles sein, von verschiedenen Karrierewegen, wie z. B. Freiberuflichkeit, bis hin zu kanzleiweiten Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt und Inklusion. Dazu gehören beispielsweise die Mindful Business Charter, flexibles und agiles Arbeiten, Urlaub für pflegende Angehörige, Karrierepausen und regelmäßige soziale Veranstaltungen, die so gestaltet sind, dass sie möglichst vielen Mitarbeitern und persönlichen Umständen gerecht werden."
Kirstie Anderson, Senior Group HR Business Partner, fügte hinzu:
"Die Familiendynamik hat sich im Laufe der Zeit verändert, insbesondere seit der Pandemie, und eines unserer Hauptziele ist es, sicherzustellen, dass wir weiterhin alle Arbeitnehmer, unabhängig von ihrer familiären Situation, so gut wie möglich unterstützen."
"Vario hat eine Politik des agilen Arbeitens eingeführt, die es sowohl unseren Festangestellten als auch unseren Freiberuflern ermöglicht, in einer hybriden Form zu arbeiten, sei es von zu Hause aus, von einem unserer Büros aus oder von unterwegs.“
"Wir erkennen den Wert des hybriden Arbeitens und die Vorteile an, die dies einem Arbeitnehmer bringen kann, der vielleicht alleinerziehend ist oder erhebliche Betreuungspflichten hat, und wir ermutigen unsere Mandanten, wenn möglich, ähnliche Richtlinien anzuwenden. Darüber hinaus kommen die Vorteile von Hybridarbeit auch denjenigen zugute, die keine Kinder oder pflegebedürftige Personen haben, was bedeutet, dass es sich um eine integrative Politik handelt, die niemanden aufgrund seiner familiären Situation diskriminiert."